um 1770
O süßer Wonnetraum vom
Wiedersehen,
Verlaß der Freude rosig
Feenland,
Umgaukle meine Stirn wie
Frühlingswehen,
Und führe mich an jenes Baches
Rand,
Wo meine Liebe erstes, leises
Flehen
Sich aus dem hochgepreßten
Busen wand,
Und ich zuerst gewagt, ihr zu
gestehen,
Was lang’ und heiß für sie
mein Herz empfand.
Dort laß mich ihr, nach
bittern Trennungstagen,
Der Liebe thränenwerthes
Mißgeschick,
Und meiner Seele bange Schmerzen
klagen;#
Ich weiß, die Holde läßt mich
nicht verzagen,
Ein Druck der Hand, ein
seelenvoller Blick,
Gibt mir den hingesunknen Muth
zurück!
um 1770
Ich liebe dich! Wie könnt’ ich
es verhehlen,
Was lauter stets in meinem
Herzen spricht?
Ich würde länger noch mich
sprachlos quälen,
Und doch bewahrt’ ich das
Verbrechen nicht.
Vermögt’ ich auch, mit Worten
nicht zu fehlen,
Ist denn dies Ach, das meine
Brust durchbricht,
Sind diese Seufzer, die sich
ihr entstehlen,
Nicht auch ein Hochverrath an
deiner Pflicht?
Du wirst sie selbst an dem
Verräther rächen!
Sieh’ er gesteht die Sünde
kniend ein,
Er büßt gerecht, doch kann er
nichts bereu’n!
Dein Blick wird ihm das
Todesurtheil sprechen;
Und darfst du Gnade nicht für
Recht verleih’n,
So fleht er nur, ihm bald den
Stab zu brechen!
um 1770
Ich will sie fliehn; mit
Sinnen und Gedanken
Will ich aus ihrem
Zauberzirkel fliehn;
Ich darf nicht mehr in ihren
Fesseln knien:
Hinweg, hinweg aus diesen
Sklavenschranken!
Wie werd’ ich los von ihren
Buhlerranken,
Die fester mich und fester
mich umziehn?
Soll ich zu Asche von dem
Kelche glühn,
Den Tausend schon mit ihrem
Zauber tranken?
Wer spricht mich von des
Weibes Zauber ab?
Wer mag, wer kann mich von dem
Banne lösen,
Wer hat, wer hat der Kräfte
Meisterstab?
Ihr Geister all, ihr Guten und
ihr Bösen,
Wer lehrt mich einen Spruch
aus eurer Welt,
Vor dem die Kunst der
Buhlerinn zerfällt?
um 1770
um 1770
um 1770
um 1770