Karl Reinhard                         Wiedersehen

um 1770

O süßer Wonnetraum vom Wiedersehen,

Verlaß der Freude rosig Feenland,

Umgaukle meine Stirn wie Frühlingswehen,

Und führe mich an jenes Baches Rand,

 

Wo meine Liebe erstes, leises Flehen

Sich aus dem hochgepreßten Busen wand,

Und ich zuerst gewagt, ihr zu gestehen,

Was lang’ und heiß für sie mein Herz empfand.

 

Dort laß mich ihr, nach bittern Trennungstagen,

Der Liebe thränenwerthes Mißgeschick,

Und meiner Seele bange Schmerzen klagen;#

 

Ich weiß, die Holde läßt mich nicht verzagen,

Ein Druck der Hand, ein seelenvoller Blick,

Gibt mir den hingesunknen Muth zurück!

 

 

 

 

 

 

Karl Reinhard                         An Karla

um 1770

Ich liebe dich! Wie könnt’ ich es verhehlen,

Was lauter stets in meinem Herzen spricht?

Ich würde länger noch mich sprachlos quälen,

Und doch bewahrt’ ich das Verbrechen nicht.

 

Vermögt’ ich auch, mit Worten nicht zu fehlen,

Ist denn dies Ach, das meine Brust durchbricht,

Sind diese Seufzer, die sich ihr entstehlen,

Nicht auch ein Hochverrath an deiner Pflicht?

 

Du wirst sie selbst an dem Verräther rächen!

Sieh’ er gesteht die Sünde kniend ein,

Er büßt gerecht, doch kann er nichts bereu’n!

 

Dein Blick wird ihm das Todesurtheil sprechen;

Und darfst du Gnade nicht für Recht verleih’n,

So fleht er nur, ihm bald den Stab zu brechen!

 

 

 

 

 

 

 

 

Karl Reinhard                         Der Entschluß

um 1770

Ich will sie fliehn; mit Sinnen und Gedanken

Will ich aus ihrem Zauberzirkel fliehn;

Ich darf nicht mehr in ihren Fesseln knien:

Hinweg, hinweg aus diesen Sklavenschranken!

 

Wie werd’ ich los von ihren Buhlerranken,

Die fester mich und fester mich umziehn?

Soll ich zu Asche von dem Kelche glühn,

Den Tausend schon mit ihrem Zauber tranken?

 

Wer spricht mich von des Weibes Zauber ab?

Wer mag, wer kann mich von dem Banne lösen,

Wer hat, wer hat der Kräfte Meisterstab?

 

Ihr Geister all, ihr Guten und ihr Bösen,

Wer lehrt mich einen Spruch aus eurer Welt,

Vor dem die Kunst der Buhlerinn zerfällt?

 

 

 

 

 

Karl Reinhard                        

um 1770

 

 

 

 

 

Karl Reinhard                        

um 1770

 

 

 

 

Karl Reinhard                        

um 1770

 

 

 

 

 

Karl Reinhard                        

um 1770